Hund alleine zu Hause lassen
Gespeichert von Reinhard Roderer am/um
Bewertung abgeben:
You Tube Video:
Jeder Hund wird ab und zu von seinen Menschen allein gelassen. Je nach Erziehung, Rasse, Alter und Umgebung kann er länger oder nur ganz kurz ruhig zu Hause bleiben. Der Hund stammt vom Wolf ab und ist ein Rudeltier, das immer in Kontakt mit seiner Meute bleiben will. An die Einsamkeit muss man ihn erst Schritt für Schritt gewöhnen. Manche Hunde neigen sogar zu Depressionen und nehmen Kleidungsstücke mit in ihr Körbchen.
Wie lange kann man seinen Hund allein lassen?
Die meisten Tiertrainer geben ca. 5 Stunden für eine Zeit ohne Bezugsperson an. Oftmals sind Hunde aber auch Begleiter von Menschen die 9 Stunden außer Haus auf der Arbeit sind. Wie kann das klappen?
Hunde ruhen am Tag ca. 15 -22 Stunden. Davon schlafen Hunde 12 bis 14 Stunden normalerweise am Tag. Welpen und alte Hunde eher an der Obergrenze von 22 Stunden. Junge erwachsene Hunde brauchen eher 15 Stunden Ruhe. Daher sind 9 bis über 10 Stunden alleine sein schon möglich, solange der Hund gesund ist und so lange Gassipausen gut verkraftet.
Grundsätzlich gibt es zwei Ursachen dafür, dass Hunde nicht alleine bleiben können. Hunde mit Trennungsangst haben echte Angst davor, alleine zu bleiben, Hunde mit Kontrollverlust werden unruhig, wenn ihr Mensch alleine außerhalb des Reviers ist, ohne dass sie auf ihn aufpassen können.
Hunde mit Trennungsangst
Hunde mit Trennungsangst bringen ihre Angst ganz unterschiedlich zum Ausdruck.
- Türen und Wände zerkratzen
- Hektisches Umherlaufen
- Winseln
- Jaulen
- Starker Speichelfluss
- Stundenlanges aufgeregtes Warten
- Vorsichtiges und unterwürfiges Begrüßen
- Pinkeln, Erbrechen
Als Halter meint man es oft zu gut und gibt nach wenn die Hunde jaulen, winseln oder betteln. Für den Hund ist das aber eine Bestätigung der unmittelbar vorangegangenen Verhalten und so glaubt der Hund noch mehr, dass er z.B. jaulen muss, um nicht allein gelassen zu werden.
Ursachen für Trennungsangst
Hauptursache für das instinktive Verhalten ist die falsche Erziehung. Schon als Welpen lernen viele Hunde durch bestimmte Verhaltensweisen von ihrem Besitzer das zu bekommen, was sie möchten. Durch zu viel falsche Zuwendung wird den Hunden ungewollt das falsche Verhalten antrainiert.
Da viele Hundehalter es einfach nicht über das Herz bringen, wenn ihr Vierbeiner bettelt, traurig zu Ihnen aufblickt oder mit Heulen nach seinem Rudel ruft, haben manchmal selbst Trainingseinheiten mit Hundetrainern nicht den gewünschten Erfolg.
Trennungsangst bekämpfen
Die Angst abzutrainieren ist je nach Alter meist eine Therapie über viele Monate mit vielen kleinen Übungen, die der Hund lernen muss. Als wichtigste Übung darf der Hund nicht ständig folgen. Er bekommt einen Hundeplatz an einer Stelle zugewiesen, an der er nicht kontrollieren kann, z.B. direkt neben der Tür.
Schlüsselreize abbauen
Dann sollte man die Verbindung von Geräuschen, Verhaltensweisen mit bestimmten Ereignissen auflösen. Rituale beim Verlassen oder Betreten der Wohnung geben dem Hund Signale, dass jetzt gleich das Rudel aufgelöst oder komplettiert wird. Dazu kann man z.B. Folgendes tun:
- Wohnung ohne Schuhe anziehen verlassen. Dazu kann man die Schuhe am Abend vorher einfach außerhalb der Wohnung abstellen.
- Den Schlüsselbund in die Hand nehmen, die Wohnungstür von innen abschließen und dann erstmal noch in der Wohnung bleiben
- Die Jacke oder den Mantel anziehen und dann erst nochmal im Wohnzimmer auf der Couch verweilen, bis der Hund sich beruhigt hat
- Keinen Kaffee/Tee direkt vor dem Verlassen der Wohnung trinken
- Vor dem Betreten der Wohnung keine akustischen Schlüsselreize geben, also z.B. den Schlüssel deutlich vorher aus der Tasche holen
- Mal die Treppe statt dem Aufzug zur Wohnung benutzen
Als nächstes lernt er in einem Raum alleine zu bleiben. Die Übung beginnt mit kurzen Augenblicken und wird dann immer weiter verlängert. Die Übungen müssen kurz beginnen, damit der Hund nicht unnötig unter zu viel Stress gesetzt wird. Man sollte nicht ungeduldig sein und den Hund ständig an die Grenze der Belastbarkeit bringen. Daher mit viel Ruhe und Geduld die Übungen möglichst oft wiederholen. Anfangs sind einige Sekunden schon ein großer Erfolg.
Sobald er dann nach Monaten einige Minuten alleine in einem Raum bleiben kann, kann man langsam versuchen die Wohnung kurz zu verlassen und auch hier wieder langsam die Dauer schrittweise zu verlängern.
Tipp
Die Übungen sind einfacher ein paar Minuten nach dem Fressen durchzuführen, da die Hunde weniger aufgeregt sind und durch nach dem Fressen meist auch müde sind.
Vor dem Verlassen der Wohnung helfen für 15 bis 30 Minuten auch Kauknochen oder Kauspielzeuge mit Futter, die die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen.
Mehrere Hunde anschaffen
Wenn man sich mehrere Hunde anschafft, ist die Trennungsangst vom Rudelführer nicht ganz so ausgeprägt und den Hunden wird auch nicht so schnell langweilig. Auch wenn Hunde einen großen Teil des Tages schlafen, so hilft ein Spielpartner doch viel, den Tag ohne den Menschen gut zu verbringen.
Alleine in der Wohnung vs alleine im Auto
Grundsätzlich sollten Hunde nie alleine im Auto gelassen werden. Wenn man aber trotzdem den Hund mal kurz alleine im Auto lassen muss ist es meist kein Problem und der Hund zeigt ein deutlich mehr entspanntes Verhalten als zu Hause.
Der Grund ist ganz einfach der, dass man beim Fahren den Hunden einfach deutlich weniger Aufmerksamkeit entgegenbringen kann und sich das positiv auf das Verhalten auswirkt. Man kann während der Fahrt nicht dauernd nachsehen, wie es dem Hund geht. Jaulen und Winseln werden zwangsweise ignoriert und der Hund kann keinen direkten Kontakt mit dem Menschen herstellen, weil er im Auto normalerweise immer separiert, angebunden, in einer Box oder im getrennten Kofferraum mitfährt.
Welpen alleine zu Hause
Auch Welpen sollten bereits möglichst früh lernen, dass man einen Raum kurz verlässt und dann wieder verfügbar ist. Die Trainingsmuster entsprechen in etwa denen der älteren Hunde, nur dass man bei Welpen natürlich aufmerksamer sein muss.
Hunde mit Kontrollverlust
Vor allem dominante Einzelhunde leiden wenn sie ihre Menschen nicht mehr wie gewohnt kontrollieren können. Wenn der Hund in der Wohnung normalerweise kontrollierendes Verhalten zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er alleine zu Hause auch unter Kontrollverlust leidet.
Verhalten eines Hundes der kontrolliert
- Aufforderung der Menschen etwas zu tun
- Respektloses Begrüßen durch wildes Anspringen mit nach vorne gerichteten Ohren
- Ruhen an Positionen mit Überblick und Kontrollmöglichkeit wie Türdurchgängen
- Menschen räumlich eingrenzen, z.B. durch Umkreisen
- Menschen sich in den Weg legen
- Dominantes Verhalten
- Zurechtweisen der Menschen
- Häufiges Verfolgen und Kontrollieren in der Wohnung
Hunde mit Kontrollverlust zeigen folgendes Verhalten
- Möbel zerbeißen
- Gegenstände mit starkem Menschengeruch wie Hausschuhe zerstören
- Stundenlanges Bellen
- Respektloses Begrüßen durch wildes Anspringen mit nach vorne gerichteten Ohren
Als Halter meint man es oft zu gut und gibt nach wenn die Hunde jaulen, winseln oder betteln. Für den Hund ist das aber eine Bestätigung der unmittelbar vorangegangenen Verhalten und so glaubt der Hund noch mehr, dass er z.B. jaulen muss, um nicht allein gelassen zu werden.
Ursachen für Hunde mit Kontrollverlust
Die Hauptursache für das Verhalten ist auch hier die falsche Erziehung. Der Mensch sollte die Rolle des Rudelführers übernehmen und seinen Hund führen. Oftmals ist es aber umgekehrt und der Hund übernimmt die Rolle des Rudelführers und treibt seinen Halter dazu an, alles zu tun was er sich gerade einbildet. Diese Hunde kontrollieren dann auch ständig den Menschen in der Wohnung und hören auf Kommandos des Besitzers nur, wenn es ihnen gerade in den Kram passt.
Hunde mit Kontrollverlust richtig trainieren
Bei Hunden mit Kontrollverlust muss man die Rolle des Rudelführers für den Menschen erarbeiten. Freiwillig wird der Hund sich nicht so schnell in die unterwürfige Rolle begeben. Dazu muss er z.B. Folgendes lernen:
- Nicht über oder auf Höhe des Menschen positioniert ruhen lassen
- Nicht im Bett schlafen
- Nicht auf der Wohnzimmercouch ruhen
- Nicht vom Essenstisch füttern
- Nicht Füttern bevor man selbst isst.
- Nicht vor dem Menschen die Wohnung verlassen oder betreten lassen
- Nicht vom Hund den Weg versperren lassen
- Nicht vor dem Menschen Gäste begrüßen lassen
- Nicht vom Hund zu Aktionen wie Spielen auffordern lassen
- Nicht vom Hund unvorsichtig beißen oder zerren lassen.
In Zuge des Abtrainierens der obigen Verhaltensmuster kann man zusätzlich noch das alleine sein mit trainieren. Details siehe oben.
Nur wenn der Hund nicht mehr meint, den Menschen kontrollieren zu müssen, wird er auch das Alleine bleiben erlernen.
Medikamenteunterstützung
Die monatelangen Therapien können vor allem an Anfang mit Medikamenten unterstützt werden, die stressreduzierend wirken oder als Antidepressiva eingesetzt werden. Aber normalerweise ist das nicht notwendig, solange man das Tempo des Hundes bei den Übungen berücksichtigt. Dabei sollte man nie bis an die Stressgrenze gehen.
Hundeverhalten aus Langeweile
Wenn Hunde zu lange und zu oft alleine gelassen werden entwickeln einige außerhalb ihrer Ruhephasen kreative Ideen zum Umdekorieren der Wohnung. Das hat in wenigen Fällen dann nichts mit Kontrollverlust oder Angst vor dem Verlassen werden zu tun.
Junghund und erwachsener Hund
Junge Hunde lernen das Alleine sein deutlich schneller als ältere Hunde. Am einfachsten ist es mit Welpen. Die Lernfähigkeit ist bei jungen Hunden wie beim Menschen deutlich besser ausgeprägt. Das Erlernen des Alleine seins klappt aber bei Hunden jeden Alters, sofern es keine anderen Einflüsse wie gesundheitliche Probleme bei älteren Hunden gibt.
Hunde aus dem Tierheim
Hunde aus dem Tierheim können bereits vorbelastet in die Tierheime gekommen sein. Details dazu erfährt man normalerweise immer in den Tierheimen selbst. Zudem leiden die Hunde eher schneller an einer Angst Verlassen zu werden.
Hi,
was ihr da alles so rein interpretiert! Ich kenn das Verhalten von Hunden, die wir beim Gassi gehen treffen. Unserer ist ein ganz lieber, auch wenn er ab und zu mal nen schechten Tag hat. Wenn mich die grösseren Hunde anspringen wollen, dann zieh ich einfach mein Knie hoch und dann kann er einfach mich nicht anspringen, ablecken oder sonst was ....
Probiert es aus ;)